Ganz unbürokratisch: Fünf Anwälte bieten regelmäßig kostenlose Rechtsberatung bei Hinz&Kunzt an. Ihr Engagement finden sie selbstverständlich.
(aus Hinz&Kunzt 249/November 2013)
Zugegeben: Bei Arne Städe war es eine Reihe glücklicher Zufälle, die den Rechtsanwalt vor sechs Jahren zu Hinz&Kunzt führte. Er wurde damals einem Hinz&Künztler als Pflichtverteidiger beigeordnet. „Er sagte mir, ich solle am besten bei Karen Schueler-Albrecht anrufen“, erzählt Arne Städe. Die Anwältin kenne seine Lebenssituation und habe ihm schon öfter geholfen, da sie bei Hinz&Kunzt regelmäßig kostenlose Rechtsberatung anbiete. „Also rief ich an und sagte: ,Hey, das ist ja eine geile Sache, die ihr da macht!‘“ Stimmt, habe Karen Schueler-Albrecht sofort erwidert. Und dass das Projekt auch noch Unterstützer bräuchte. Ob er nicht Lust dazu hätte?
Die hatte er. Genau wie Kirsten Michaelsen, Silke von Leitner und Jörn Wommelsdorff. Regelmäßig alle zwei Monate bieten die fünf Rechtsanwälte Beratungssprechstunden in ihren unterschiedlichen Fachgebieten vom Miet- bis zum Sozialrecht an – direkt in den Räumen von Hinz&Kunzt. „Das ist besonders wichtig“, findet Jörn Wommelsdorff, der seit zwei Jahren zum Team gehört. „In eine Kanzlei würden sich die meisten Verkäufer nicht trauen, da ist die Hemmschwelle zu groß“, glaubt er. Bei den Gesprächen gehe es anfangs deshalb vor allem ums Zuhören. „Wir möchten alle Hintergründe erfahren, die zu den Problemen der Ratsuchenden geführt haben“, sagt Kirsten Michaelsen, die vor einem Jahr zur Truppe stieß. „Auf diese Weise können wir optimal helfen.“
Besonders gern erinnert sie sich an eine Frau, der sie half, einen Warmwasserzuschlag zu beantragen. „Letztlich bekam sie nicht nur das Geld, das ihr zustand, sondern lernte auch, Behörden besser zu verstehen und selbst ihre Rechte durchzusetzen. Heute ist sie so fit im Thema Hartz IV, dass ihre Nachbarn sie um Rat fragen.“
Silke von Leitner unterstützt das Projekt seit 1996 und findet ihr Engagement selbstverständlich: „Wenn ich dabei noch mein Fachwissen einsetzen kann – umso besser!“ Sie und ihre Mitstreiter helfen unter anderem beim Ausfüllen von Formularen und Anträgen, beraten bei Fragen zu Hartz IV oder unterstützen notfalls auch bei Strafverfahren.
„Die Probleme sind so vielfältig wie die Hinz&Künztler selbst“, erzählt Kirsten Michaelsen. Dabei erschrecke es sie vor allem, dass viele oft an mehreren Fronten gleichzeitig zu kämpfen hätten. „Da kommt der Sorgerechtsstreit zum Jobverlust und zur Wohnungskündigung.“ Doch ganz egal, ob es um einen konkreten kniffligen Fall oder allgemeine Beratung gehe: „Wenn jemand verzweifelt in die Sprechstunde kommt und hinterher mit einem Lächeln wieder rausgeht – das ist unser schönster Dank!“
Text: Maren Albertsen
Foto: Mauricio Bustamante