Langzeitarbeitslose gehören nicht aufs Abstellgleis, sie müssen individuell und nachhaltig gefördert werden. Das fordert der Caritas-Verband mit seiner neuen Kampagne „Stell mich an, nicht ab!“ Damit Menschen, die lange keinen festen Job hatten, wieder ihren Platz in der Gesellschaft finden.
Sabrina O. (33) zieht ihre Kinder alleine groß. Sie war lange arbeitslose, davor hat sie mal hier und mal da gejobbt. Dass sie eine Arbeit hat, ist ihr besonders wichtig „Ohne Arbeit könnte ich meinen Kindern kein Vorbild sein. Wenn ich nicht zur Arbeit gehe, gehen sie irgendwann nicht mehr zur Schule.
Tony S. konnte nach einem schweren Arbeitsunfall nicht mehr als Dachdecker arbeiten. Er machte dann eine Ausbildung zum technischen Zeichner – hat den Einstieg in diesen Beruf aber nie geschafft. „Trotzdem gebe ich nicht auf“, sagt Tony S. „Ich will endlich was zu tun haben!“
Bernd K. hat lange im Betrieb seiner Eltern gearbeitet – bis sein Vater starb. Danach lebte er von Hartz IV. Als es Probleme mit dem Amt und deswegen mit seinen Mietzahlungen gab, schmiss seine Vermieterin ihn raus. Eine Chance, einen Job oder eine Wohnung zu finden, hat er kaum: „Versuchen Sie sich mal zu bewerben ohne eine richtige Postadresse und ohne Führerschein. Noch nicht mal Zeitarbeitsfirmen wollen mich.“
Drei Geschichten, ein ähnliches Schicksal: Wer einmal raus aus dem Job ist, kommt häufig nicht wieder rein. Umso schwieriger wird es, wenn jemand alleinerziehend ist, eine psychische Erkrankung hat oder einen persönlichen Schicksalsschlag verkraften muss. Dann gerät er womöglich in eine Abstiegsspirale, aus der er allein kaum wieder herauskommt. „Wer lange arbeitslos ist, hat häufig gesundheitliche oder psychische Probleme, weil die Situation so belastend ist. Wenn dann noch weitere Schwierigkeiten wie Verschuldung oder Sucht hinzukommen, ist die Chance auf einen regulären Arbeitsplatz nahezu aussichtlos“, sagt Caritas-Generalsekretär Georg Cremer.
Mit ihrer neuen Kampagne „Stell mich an, nicht ab!“ fordert die Caritas, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben. Ein Weg könnte öffentlich geförderte Beschäftigung sein, wie sie unter anderem die Caritas anbietet: Arbeitsstellen für Menschen, die sonst keinen Job finden, und hier einen Wiedereinstieg schaffen sollen. Wie das laufen könnte, dazu hat die Caritas ein Positionspapier erarbeitet – und versucht, mit guten Beispiel voran zu gehen.
Sabrina O. arbeitet jetzt in der von der Caritas geförderten Second-Hand-Boutique ProdDonna: „Hier arbeiten vor allem Frauen, die lange Zeit arbeitslos waren. Auch ich habe dort den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt geschafft.“ Tony S. war „richtig froh, dass ich nochmal was anderes machen darf, als die Maßnahme der Caritas kam“. Trotzdem bleibt sein größter Wunsch: „Irgendwo im Zeichenbüro zu sitzen und einen festen Job zu haben.“ Und Bernd K.? Der ist auf Wohnungssuche und hofft, „dass die Politiker endlich mal merken, was hier los ist. Von wegen, wer arbeiten kann, der findet auch was.“ BEB
Mehr Infos, Lebensgeschichten, Videos und Hinweise auf Aktionen auf www.caritas.de