(aus Hinz&Kunzt 248/Oktober 2013)
Obdach ist machbar, Herr Nachbar!
In einem seit 15 Jahren leer stehenden Gebäude in der Koppel 95 soll nach dem Willen von Anwohnern Wohnraum für Obdachlose entstehen. „Die Wohnungsnot ist groß. Wir wollen, dass das Haus kurzfristig für Wohnzwecke hergerichtet und dauerhaft obdachlosen Menschen zur Verfügung gestellt wird“, so Michael Joho, Sprecher des Einwohnervereins St. Georg (Foto oben). Eine Protestaktion am 16. Oktober (12 Uhr) soll den Druck auf Verwaltung und Eigentümer erhöhen. Die Vision der engagierten Bürger: In jedem Stadtteil werden zwei bis drei leer stehende Gebäude von der Stadt übernommen und in Wohnraum verwandelt. JOF
Bezirk: Platz für Flüchtlinge erhalten
Auch wenn die Flüchtlingszahlen wieder sinken sollten, will der Bezirk Eimsbüttel in Zukunft vorausschauender planen. „Wir müssen dafür Flächen aus unserem Wohnungsbauprogramm herausnehmen“, sagte Bezirks-amtsleiter Torsten Sevecke (SPD) am Rande einer Informationsveranstaltung in Lokstedt. Auch über die Umwidmung von Gewerbegebieten werde nachgedacht. Sevecke bezeichnete es als Fehler, dass die Stadt die Zahl der Unterkünfte in den vergangenen Jahren reduziert habe. Auch die Sozialbehörde kann sich vorstellen, bei sinkenden Zahlen Einrichtungen zu erhalten, erklärte dazu die Leiterin der Abteilung öffentliche Unterbringung, Bettina Prott. Denkbar sei, die Unterkünfte auch als Wohnraum zu nutzen. Viele Besucher der Veranstaltung erklärten, sie wollten die neuen Nachbarn unterstützen. BELA
Zehn Jahre Stützpunkt
Jubiläum eines bundesweit einmaligen Angebots: Beim „StützPunkt für Obdachlose“ können Betroffene nicht nur Gepäck in Schließfächern lagern, auf die Toilette gehen und sich waschen, sondern werden auch von einer Sozialarbeiterin beraten. Finanziert wird das Projekt durch Spenden von Geschäftsleuten und die Sozialbehörde. UJO
Immer mehr Rentner in Hamburg brauchen Hilfe vom Staat
20.925 Hamburger über 64 erhielten Ende 2012 laut Statistikamt Nord Grundsicherung im Alter. Das sind 27 Prozent mehr als 2007. Drei Viertel bekommen
ergänzende Hilfe zur Rente. Je ein Drittel bezog zuvor Hartz IV oder Sozialhilfe. Forscher befürchten, dass bis 2030 ein Viertel aller Rentner in Deutschland auf staatliche Hilfe angewiesen sein wird. BEB
Armut für Bundestagskandidaten kein Thema
Nur jeder neunte Kandidat für den neuen Bundestag hat sich mit seiner Unterschrift zum Kampf gegen Armut verpflichtet. Dieses Ergebnis sei „enttäuschend“, so die Nationale Armutskonferenz, ein Bündnis aus Wohlfahrtsverbänden, Selbsthilfeorganisationen und DGB. Sie hatte allen rund 1500 Mandats-Bewerbern eine „Erklärung zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“ vorgelegt. Darin heißt es unter anderem: „Ich erkläre hiermit, auf die gesellschaftlichen Ursachen von Armut und Ausgrenzung aufmerksam zu machen und diese zu bekämpfen … (und) … wertschätzend und respektvoll mit den und über die Menschen zu sprechen, die betroffen sind.“ Das unterschrieben nur 174 Kandidaten, darunter lediglich drei Politiker der bisherigen Regierungsparteien CDU/CSU und FDP. ujo
Fleischbranche will über Mindestlohn verhandeln
Nachdem sich in den vergangenen Monaten Medienberichte über Dumpinglöhne in deutschen Fleischfabriken wieder gehäuft haben, will die Branche offenbar endlich über Mindestlöhne und Standards für Werkverträge verhandeln. Die vier größten deutschen Unternehmen – Tönnies, Westfleisch, Vion und Danish Crown – hätten sich zu Gesprächen mit der Gewerkschaft NGG „über einen flächendeckenden tariflichen Mindestlohn“ bereit erklärt, teilte Vion Mitte September mit. Zudem solle über „Sozialstandards“ gesprochen werden, „die verbindlich für alle Werkvertragsarbeitnehmer eingehalten werden müssen“. NGG begrüßte die Ankündigung der Konzerne und forderte 8,50 Euro die Stunde als Untergrenze. Wiederholt hatten Medien in der Vergangenheit über Menschen berichtet, die in deutschen Fleischfabriken arbeiteten und fünf Euro die Stunde und weniger verdienten. Arbeitgeber sind in diesen Fällen nicht die Fleischkonzerne, sondern von diesen mit Werkverträgen beauftragte Subunternehmer. In manchen deutschen Schlachthöfen sind nur noch zehn Prozent der Arbeiter beim Fleischhersteller angestellt, der Rest sind Wanderarbeiter aus Südosteuropa. ujo
Für ein würdevolles Leben
Unfaire Erzeugerpreise in der Landwirtschaft, Armutslöhne in Lebensmittelverarbeitung und Handel, zu niedrige staatliche Leistungen für Hilfeempfänger – gegen diese Armutsspirale hat sich 2012 das „Bündnis für ein menschenwürdiges Existenzminimum“ gebildet. Darin organisiert: Erwerbsloseninitiativen, Wohlfahrts- und Umweltverbände, Gewerkschaften und weitere NGOs. In der Reihe „Gerechte Stadt“ werden Forderungen des Bündnisses diskutiert. abi •
„Menschenwürdiges Existenzminimum – Update erforderlich“, Di, 15.10., 17.30 Uhr, Haus der Kirche Harburg, Hölertwiete 5, Eintritt frei