Wenn Hinz&Kunzt-Verkäufer Janusz Cesarz malt, vergisst er die Welt um sich herum
(aus Hinz&Kunzt 150/August 2005)
Janusz Cesarz’ Onkel war ein ungewöhnlicher Mann im südpolnischen Gliwice. Während die meisten Männer aus der Familie – wie in der Region üblich – im Bergbau arbeiteten, stand er im Atelier zwischen Leinwänden, Farben und kostbaren Gemälden. Der Maler und Bildhauer unterrichtete Kunst an Hochschulen in Polen und im Ausland, restaurierte Gemälde alter Meister und Wandbilder in Kirchen.
Ständiger Gast in seinem Atelier war Janusz: „Ich war immer fasziniert von der Malerei“, erklärt der heute 56-Jährige. Der Onkel förderte sein Talent: Janusz durfte ihm bei Restaurierungen zur Hand gehen und unter Anleitung eigene Werke anfertigen.
Aber als Janusz 20 Jahre alt war, studierte er nicht etwa Kunst, sondern absolvierte die Bergbauoberschule: „Ich wollte mich nicht gegen die Familie stellen“, so Janusz. Für seine Eltern war klar, dass auch er im soliden Bergbau arbeiten wird, anstatt sein Leben brotloser Kunst zu widmen.
Die Malerei blieb Hobby: Weiterhin half Janusz seinem Onkel im Atelier. Außerdem begann er, Kopien auf Bestellung anzufertigen. „Viele Leute in meiner Stadt wollten sich Kunst aufhängen, aber hatten natürlich nicht das Geld für Originale.“ Van Gogh, Renoir oder polnische Maler wie Matejko – Janusz kopierte sie alle. Auf einen Stil legte er sich nie fest: Bleistift, Öl, Aquarell und Wasserfarben hat er in seinem Repertoire.
Vielleicht hätte Janusz doch ganz auf die brotlose Kunst setzten sollen, denn auch der Job im Bergbau war nicht krisensicher. Nach 25 Jahren unter Tage verlor Janusz seinen Job und ging nach Deutschland. Seit sechs Jahren lebt er hier und widmet seinen Gemälden und Zeichnungen jede freie Minute: „In Deutschland inspirieren mich vor allem alte Gebäude, Architektur aus der Gotik“, so Janusz.
Außerdem verbringt er viel Zeit im Hafen: „In Südpolen ist das Meer weit weg, die großen Schiffe sind ein neues Motiv für mich.“ Hier sitzt er oft auf einem kleinen Klappstuhl und macht Skizzen, die er dann zu Hause akribisch vollendet – Kunst braucht Ruhe.
Und Geld: Farben und Papier sind teuer – leisten kann er sich sein Hobby nur durch den Hinz&Kunzt-Verkauf. Aus Geldmangel auf Kunst zu verzichten käme für Janusz allerdings nie in Frage: „Es ist weit mehr als ein Hobby, es ist meine Passion – dabei vergesse alles um mich herum.“