Nicht mehr nur Mieterverbände sagen, dass es zu wenig Wohnungen in Deutschland gibt. Auch Makler haben zunehmend diesen Eindruck. Allerdings betreffe das nur „angesagte Szeneviertel“. In Hamburg ist das Problem aber flächendeckend.
Sogar Makler sprechen inzwischen von einem Wohnungsmangel in Deutschland. Das ist das Ergebnis der Studie „Marktmonitor Immobilien 2013“, die von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen im Auftrag von Immowelt erstellt wurde. 36 Prozent gehen demnach davon aus, dass es einen Mangel an Wohnungen gibt. 8 Prozent der Befragten sprechen sogar von „Wohnungsnot“. Weitere 35 Prozent gaben an, es gebe eine „sehr hohe Nachfrage“. Demnach findet nicht mal jeder Vierte der Befragten (23 Prozent), dass es ausreichend Wohnungen oder sogar ein Überangebot gibt.
Trotzdem kommt die Studie zu dem Schluss, es gebe eigentlich keine Wohnungsnot in Deutschland. Denn nur 19 Prozent der befragten Makler finden, dass flächendeckend Wohnungen fehlen. Selbst diejenigen der Immobilienanbieter, die von einer mangelnden Anzahl Wohnungen in ihrem Tätigkeitsgebiet ausgehen, meinen, das betrifft vor allem bestimmte Gebiete. Wohnungsmangel gebe es nämlich nur in „einzelnen, angesagten Szenevierteln“ (68 Prozent) oder Innenstadtlagen (62 Prozent).
Ergebnisse nicht auf Hamburg übertragbar
Repräsentativ für Hamburg können die Ergebnisse der Befragung nicht sein. Das sagt Sylvia Sonnemann von „Mieter helfen Mietern“: „Hier klafft eine große Lücke zwischen der Anzahl der Haushalte und der der Wohnungen. 40.000 fehlen mindestens.“ Und das gelte längst nicht mehr nur für einzelne Stadtteile wie die Schanze, Eimsbüttel oder Eppendorf. „Es gibt keinen Stadtteil, in dem man entspannt eine Wohnung suchen kann. Auch in Horn oder Dulsberg, wo die Miete etwas günstiger sei, „drängeln sich die Leute bei der Besichtigung“. Sonnemanns Fazit: „Wer in Hamburg eine Wohnung sucht – egal, wo genau –, weiß, wie schwierig das ist.“ Wie man diese Situation nenne – das hinge vor allem von der finanziellen Situation der Suchenden ab. „Von Wohnungsnot sprechen vor allem diejenigen, die nicht so viel im Geldbeutel haben.“
Hier liegt wohl auch ein Grund für die so unterschiedliche Einschätzung der Wohnungssituation durch Immobilienmakler und Mieterverein: Die Kunden der gewerblichen Anbieter dürften prinzipiell wohlhabender sein als die Menschen, mit denen die Mieterschützer zu tun haben.
Mieten steigen auch in Randbezirken
Verheerend sind die Auswirkungen allemal: Durch die Wohnungsknappheit dränge sich „die Mietpreiswelle“ aus den Innenstadtvierteln in die Außenbereiche, sagt Sonnemann. Die Mieten steigen. Und: „Die Vermieter denken, sie müssten Mietern nichts mehr bieten“, sagt Sonnemann. Es sei mittlerweile üblich, ein Zimmer im Souterrain eines Hauses an einer vielbefahrenen Straße für „acht Euro pro Quadratmeter“ und mehr anzubieten. Die Renovierung „solcher Löcher“ werde den Mietern überlassen, die dafür Baumarktgutscheine angeboten bekämen.
Trotzdem würden auch solche Wohnungen schnell vermietet – weil auf dem Markt ein solch extremer Mangel herrscht. „Das soll mir mal jemand zeigen, in welchen Stadtteilen die Wohnungen nicht knapp sind“, fordert Sonnemann die Makler auf. „Gerne auch ganz konkrete Angebote. Wir schicken sofort Mieter vorbei.“
Text: Beatrice Blank, Mitarbeit Benjamin Laufer
Foto: ActionPress