Ab sofort sollen Wanderarbeiter aus Bulgarien in ihrer Heimat besser über die ihnen zustehenden Rechte in Deutschland informiert werden. Am 11. Juni präsentierte die Beratungsstelle für mobile europäische Arbeitnehmer ihr transnationales Projekt.
Die Beratungsstelle für mobile europäische Arbeitnehmer will die Situation bulgarischer Wanderarbeiter in Hamburg verbessern. Aus diesem Grund hat die Beratungsstelle zusammen mit dem DGB Hamburg und dem bulgarischen Gewerkschaftsverband KT Podkrepa das bulgarisch-deutsche Informationsnetzwerk BeGIN gegründet. „Damit Menschen zu fairen Bedingungen arbeiten können, ist eine enge partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Herkunfts- und Zielländern wichtig“, begründete Rüdiger Winter, Leiter der Beratungsstelle, den Schritt. „Hier in Hamburg werden viele bulgarische Arbeitnehmer ausgebeutet. Dies resultiert aus Unwissenheit über die deutschen Arbeits- und Sozialversicherungsrechte.“
Seit 2007 ist Bulgarien Teil der EU. Aber erst ab dem 1. Januar 2014 erhalten arbeitsuchende Bulgaren die vollen Rechte in Europa. Bis es soweit ist, gelten für die Wanderarbeiter Übergangsbestimmungen, die nicht allgemein bekannt seien, kritisieren die Initiatoren. „Es gibt zahlreiche Indizien, dass Informationen verkauft werden“, so Hamburgs DGB-Vorsitzender Uwe Grund. Inoffizielle Berater würden für die Unterstützung bei der Anmeldung eines Gewerbes 250 Euro von bulgarischen Wanderarbeitern verlangen. Die reine Anmeldegebühr würde dagegen lediglich 20 Euro betragen. Aber auch Arbeitgeber nutzen die Unwissenheit aus, so Grund. „Im Bau- und Reinigungsgewerbe wird massives Lohndumping betrieben.“
Gegen solchen Missbrauch geht die Hamburger Beratungsstelle bereits vor. „160 Arbeitsgerichtsverfahren haben wir eingeleitet“, sagt Winter. „Wir haben Lohnfortzahlungen erstritten und erreicht, dass Kündigungen zurückgenommen wurden.“ Das Projekt BeGIN geht jetzt einen Schritt weiter: Die Wanderarbeiter werden in ihrer Heimat über die bestehenden Regelungen informiert und beraten. Das ist dringend erforderlich. Denn die Hamburger Beratungsstelle ist dem Ansturm kaum gewachsen. Bereits in dem ersten Jahr ihres Bestehens strömten 840 Osteuropäer in die Beratungen. Jeder Vierte kam aus Bulgarien. „Aus diesem Grund haben wir in Bulgarien 36 spezielle Beratungsstellen eröffnet“, sagte Emil Dimitrov von der Gewerkschaft Podkrepa.
Darüber hinaus bietet BeGIN auf der Internetseite www.podkrepa.eu zahlreiche rechtliche Hinweise und eine Karte mit allen Beratungsstellen in Bulgarien. „Wir wollen die bulgarischen Wanderarbeiter mit dem zusätzlichen Angebot nicht abschrecken, sondern auf leicht zugängliche Art vor Ort präventiv informieren“, so Grund.
Text: Jonas Füllner
Foto: www.podkrepa.eu