Ein Hamburger sucht als „Obdachlars“ eine neue Wohnung. Er will unbedingt in seinem Kiez auf St. Pauli bleiben. Dort finde sein Leben eben statt. Nach Stellingen oder Barmbek zu ziehen, lehnt er ab. Er sucht lieber so lange, bis er in einem der Szenestadtteile fündig wird – und bleibt derweil ohne eigene Wohnung. Was Hinz&Künztler dazu sagen.
Hohe Ansprüche an die Ausstattung seines künftigen Zuhauses hat Lars nicht. 1,5 oder zwei Zimmer reichen ihm, auf Badewanne, Balkon und Co. lege er keinen Wert. Bis zu 700 Euro Warmmiete würde er bezahlen. Einziges Kriterium, von dem er nicht abzubringen ist: Die neue Wohnung muss auf St. Pauli, im Karoviertel, in Altona, Ottensen, in der Schanze, in der Neustadt oder den angrenzenden Vierteln liegen. Das stellt der Webentwickler auf seiner Internetseite www.obdachlars.de klar.
Mit Hilfe des Onlineauftritts will er eine neue Wohnung finden, denn Mitte April muss er aus aus seiner bisherigen Bleibe auf St. Pauli ausziehen. „Ich will mich weiter in meinem sozialen Umfeld bewegen“, sagte der 35-Jährige der Mopo. Angebote für Wohnungen in Horn oder Stellingen lehnte er ab, auch nach Barmbek oder Bergedorf will er nicht umziehen. Er sehe nicht ein, „irgendwo“ hinzuziehen, sagte Lars zur Mopo. „Ich möchte da wohnen, wo ich mich wohlfühle, darum geht’s.“
Nachvollziehbar oder arrogant? Wir haben Hinz&Künztler gefragt, was sie zu den Ansprüchen von „Obdachlars“ sagen.
Rolf: „Man kann doch froh sein, heutzutage überhaupt eine Wohnung in Hamburg zu kriegen. Das Wichtigste ist, dass man ein Dach über dem Kopf hat. Das ist nicht selbstverständlich bei der Wohnungsnot, die wir in der Stadt haben. Gut, in die Walachei weit außerhalb der Stadt will ich auch nicht ziehen. Aber ich würde gerne in Horn wohnen. Zur Zeit schlafe ich in einem Container im Winternotprogramm.“
Uwe: „Ich finde es Quatsch, dass er nicht nach Barmbek ziehen will. Ich lebe da selbst und finde, man kann dort gut wohnen. Ich fühle mich wohl dort. Und in nicht mal 20 Minuten ist man mit der U-Bahn doch in der Innenstadt oder auf St. Pauli. Das ist doch keine Weltreise zu seinen Freunden.“
Sven: „Jeder muss selber wissen, wo er leben will. Ich finde schon, dass man ein Recht hat, das für sich zu entscheiden. Ich wohne in Groß-Borstel als Untermieter. Mir gefällt die Ruhe dort und die Leute, die da wohnen, kenne ich schon seit Jahren. Deswegen fühle ich mich wohl dort. Ich kann gut verstehen, dass Lars nicht von seinen Freunden wegziehen will.“
Protokolle und Bilder: BEB
Screenshot: www.obdachlars.de