Unzutreffend, diskriminierend oder blödsinnig. Die Nationale Armutskonferenz hat eine Liste mit sozialen Unwörtern veröffentlicht und mahnt: Es ist nicht egal, wie man etwas ausdrückt.
„Behindertentransport“ ist so ein Wort. Oder „Illegale“. Auch „Sozial Schwache“ sagt man nicht. Zumindest, wenn es nach der Nationalen Armutskonferenz (nak) geht. Die hat ihre Mitglieder nach „sozialen Unwörtern“ gefragt – nach Begriffen, mit denen Menschen falsch beschrieben oder sogar diskriminiert werden. Am häufigsten genannt wurde dabei laut nak der von der „soziale Schwäche“. Gemeint seien damit meistens Menschen, die wenig materielle Mittel haben. Das Problem: Im Begriff schwingt auch ein Urteil über die soziale Veranlagung mit. Dabei „verfügen arme Menschen genauso wie alle anderen über die Fähigkeit mit anderen Beziehungen einzugehen, sich um diese zu kümmern und sich in diese einzufühlen – kurzum sozial zu sein“, so die nak.
Auch Hinz&Kunzt hat den Begriff lange verwendet. Er stand in unserer Selbstbeschreibung im Impressum des Straßenmagazins. Mittlerweile wurde aus „Lobby für sozial Schwache“ „Lobby für Arme“. „Wir haben uns schon lange unwohl gefühlt mit dem Begriff“, sagt Hinz&Kunzt-Chefredakteurin Birgit Müller. „Als wir den ausgesucht hatten, sagte man nicht einfach ,arm‘ oder ,Arme‘. Es ist auch eine Frage des Zeitgeistes, den richtigen Ton zu treffen.“ Nach wie vor sei es schwierig, passende und prägnante Begriff zu finden für Menschen, die weniger an der Gesellschaft teilhaben können, ohne missachtend zu sein.
Die Liste der nak mit „sozialen Unwörtern“ zeigt, auf welche Begriffe man verzichten sollte, weil sie „irreführend, diskriminierend oder schlichtweg semantischer Unsinn sind“. nak-Sprecher Thomas Beyer mahnt, beim Sprachgebrauch auf die Verbreitung von Klischees armer Menschen zu verzichten: „Sprache ist nicht neutral, Sprache bewertet.“ BEB