Ein bislang unbekannter Mann wurde am Dienstag Mittag tot unter einer U-Bahnbrücke auf St. Pauli aufgefunden. Laut Polizei ist der Mann allerdings nicht erfroren. Hinz&Kunzt fordert, neue Notunterkünfte einzurichten und den Obdachlosen zu erlauben, auch tagsüber in den Unterkünften zu bleiben.
Dienstag Morgen 11.15 Uhr. Arbeiter, die an der U-Bahnbrücke an der Helgoländer Allee die Bäume beschneiden wollen, finden hinter einem Brückenpfeiler einen toten Mann. In der Hand hält er noch eine Flasche Wodka. Gegen die Kälte ist er nur unzureichend mit einer Jacke geschützt.
Dass der Mann obdachlos war, ist anzunehmen, aber bislang nicht bestätigt. Auch seine Identität ist ungeklärt. Die Polizei geht nach der äußeren Leichenschau davon aus, dass er nicht erfroren, sondern eines natürlichen Todes gestorben ist. Deshalb ist noch unklar, ob er obduziert wird. Dies will die Behörde am Mittwoch entscheiden.
Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) wandte sich an die Obdachlosen der Stadt: „Ich appelliere an alle Obdachlosen, die bei diesen Minusgraden noch Platte machen, nachts in unsere Notunterkünfte zu gehen und in der Kälte möglichst keinen Alkohol zu trinken, da das sehr gefährlich werden kann.“ Außerdem bat er alle Hamburger, „die Augen offen zu halten und sofort die Polizei oder Feuerwehr zu rufen, wenn Obdachlose Hilfe brauchen.“
Die Notunterkünfte sind allerdings seit Wochen überfüllt. Viele Obdachlose müssen derzeit in der Spaldingstraße und im Pik As auf Stühlen oder sogar auf dem Fußboden schlafen. „Das schreckt viele ab“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Er fordert deshalb die Öffnung weiterer Unterkünfte. Außerdem sollen sich die Obdachlosen auch tagsüber im Winternotquartier aufhalten können. Bislang müssen sie morgens die Unterkünfte räumen und dürfen erst abends wiederkommen.
Die Sozialbehörde wird Ende der Woche ein zusätzliches Haus in Jenfeld eröffen: 70 Obdachlose sollen darin ein Bett gegen die Kälte bekommen.
Text: Birgit Müller, Benjamin Laufer
Foto: Benjamin Laufer