Anpfiff zur zweiten Straßenfußball-Weltmeisterschaft in Göteborg
(aus Hinz&Kunzt 138/August 2004, Die Verkäuferausgabe)
Ende Juli begann die Streetsoccer-Weltmeisterschaft der Obdachlosen in Göteborg. Dort treffen sich zum zweiten Mal Straßenfußballer aus rund 30 Nationen. Die Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor.
Am ersten „Homeless World Cup“ (HWC) im vorigen Jahr nahmen 18 Nationen teil. Erfolgreich war 2003 das Team des Gastgeberlandes Österreich. Die wahren Sieger aber waren alle Teilnehmer und im Speziellen die Obdachlosen. Bei solch einer Veranstaltung entsteht das Gefühl der Integration von Obdachlosen in die „normale Gesellschaft“ spielerisch. Zuschauer und Spieler erfahren durch den engen Kontakt ein neues „Wir-Gefühl“. Dies ist auch der Grund, warum man sich für Straßenfußball entschied, denn auf der Straße findet man die Obdachlosen.
Die Idee zu einer WM entstand 2001 auf einer Konferenz des internationalen Netzwerks der Straßenzeitungen in Südafrika. Harald Schmied von „Megaphon Graz“ nahm die Idee auf und initiierte die erste WM in Österreich.
Damals war das junge österreichische Team neben Brasilien und England Favorit. Kein Wunder, dass England Favorit war. Die Mannschaft wurde ja auch von Sir Alec Fergusson von Manchester United trainiert. Die Zusammensetzung der Mannschaften kam in jedem Land anders zustande. In Holland, Dänemark und Österreich kämpften die Spieler der unterschiedlichen Straßenmagazine gegeneinander. Nur die besten kamen in die WM-Mannschaft.
Erfolgreich waren aber nicht nur die Spiele. Von den 141 Weltcupspielern haben heute 31 einen regulären Job, 12 haben als Spieler oder Coach in Fußballvereinen unterschrieben. 49 arbeiten derzeit in Wiedereingliederungsmaßnahmen zum ersten Arbeitsplatz.
Team Deutschland
Das deutsche Team belegte 2003 Rang 16. In Deutschland ist das Auswahlverfahren so konzipiert, dass aus möglichst vielen Straßenzeitungen Einzelspieler dabei sind. „Alle Städte sollen die Möglichkeit haben, ihre Zeitungen zu präsentieren“, so Dieter Hollnagel. Der 61-Jährige vom Schweriner Straßenmagazin „Die Straße“ ist Coach der deutschen Mannschaft.
Nach einem ersten Sichtungslehrgang mit 18 Teilnehmern in Göttingen wurden zwölf zu einem weiteren Lehrgang berufen. Acht reisten nun mit nach Göteborg: Frank Papperitz (Hinz & Kunzt), Günter Bieda und Peter Skrabut (Donaustrudl, Regensburg), Ekkehard Peters (Freie Bürger, Freiburg), Markus Wetzel und Volker Schmitz (Fifty-fifty, Düsseldorf), Uwe Bröckel (Trottwar, Stuttgart) und Detlef Wucherpfennig (Tagessatz, Göttingen).
Dieter Hollnagel und Betreuer Reinhard Kellner (51) vom Donaustrudl aus Regensburg) begleiteten das deutsche Team auf den zweiten HWC.
„Onkel“ Frank Papperitz (38) von Hinz & Kunzt, der schon im vergangenen Jahr dabei war, sagte: „Die WM 2003 in der Kulturhauptstadt Graz war für mich schon ein fantastisches Erlebnis. Das Miteinander der Obdachlosen aus unterschiedlichen Ländern war klasse, auch wenn man sprachliche Barrieren hatte. Fußball ist halt international, und auch Obdachlosigkeit kennt keine Grenzen.“ Mal sehen, was er erzählt, wenn er zurückkommt. Wie es war, lesen Sie in der Septemberausgabe.