Die Liste der Gegendemonstranten ist lang: Senat, Bürgerschaft, Gewerkschaften, Parteien, Antifa-Gruppen, Sportvereine. Sie alle wollen am Samstag gegen die Nazis protestieren, die in Wandsbek ihren „Tag der deutschen Zukunft“ planen. Ein Überblick über die Proteste.
Keiner wollte sie haben, Wandsbek hat sie bekommen. Die erwarteten 1000 Neonazis dürfen am Samstag durch Hamburgs Nordwesten marschieren. Vom U- und S-Bahnhof Wandsbeker Chaussee führt ihre vier Kilometer lange Route durch das angrenzende Wohngebiet und wieder zurück. Am Anfang und Ende ihres Marsches dürfen die Nazis jeweils Kundgebungen abhalten. So hat es ihnen das Hamburger Verwaltungsgericht erlaubt. Ursprünglich wollten die Demo-Anmelder durch die Innenstadt, später dann durch Altona ziehen. Das hatte die Versammlungsbehörde ihnen jeweils verboten. Weil die Stadt vor Gericht angegeben hatte, für einen sicheren Verlauf der Demonstration in Wandsbek genügend Polizisten zur Verfügung zu haben, dürfen die Neonazis sich dort nun ab 12 Uhr versammeln.
Der Protest gegen die Neonazis wird sich zunächst in der Innenstadt konzentrieren. Ein breites Bündnis, darunter Senat, Bürgerschaft, Kirchen und Gewerkschaften, ruft ab 11 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Rathausmarkt auf. „Wir gehören zusammen und stehen füreinander ein“, soll hier die Botschaft sein. Diese Kundgebung hat sich prominente Unterstützer mit ins Boots geholt: Moderatorin Ina Müller, Musiker Smudo und Bürgermeister Olaf Scholz rufen auch zur Teilnahme auf. Neben einem Bühnenprogramm wird es hier auch Ausstellungen und Workshops geben, die Veranstalter rechnen mit mindestens 10.000 Teilnehmern.
Ganz in der Nähe veranstaltet das Hamburger Bündnis gegen Rechts eine eigene Kundgebung. Bereits um 9.30 Uhr beginnt auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz die Demonstration des Bündnisses. Von dort aus wollen die Demonstranten über die Mönckebergstraße, Stadthausbrücke und Jungfernstieg ziehen. Über 200 Organisationen, vom Mottoradclub „Kuhle Wampe“ über das Diakonische Werk Hamburg-West bis zur Piratenpartei, rufen hier zur Teilnahme auf. Ihre Forderung: „Den Nazi-Aufmarsch stoppen!“
Auf dem Gänsemarkt findet eine „öffentliche Fraktionssitzung“ statt. Hierzu lädt die Linkspartei ab 10 Uhr ein. Damit will sie dazu beitragen, „dass sich die Nazis nicht, wie sie es vorhatten, auf dem Gänsemarkt aufstellen können“, sagte die innenpolitische Sprecherin Christiane Schneider. Hier wird etwa eine Stunde später auch die Demonstration des Bündnis gegen Rechts enden. Danach werden viele der Demonstranten sich wahrscheinlich auf den Weg nach Wandsbek machen, um dort weiter gegen die Nazis zu protestieren.
Das Hamburger Bündnis gegen Rechts ruft dazu auf, die Demonstrationsroute der Nazis zu blockieren. Durch zivilen Ungehorsam soll es so für die Polizei unmöglich werden, den Nazis den Weg frei zu machen. Wenn sich hunderte Menschen auf der Demo-Route der Faschisten befinden, so das Kalkül, müssten die ihre Demonstration vorzeitig abbrechen. An zwei Treffpunkten in der Nähe der Nazi-Demoroute hat das Bündnis ab 9 Uhr Kundgebungen angemeldet (siehe Karte). „Von uns geht dabei keinerlei Eskalation aus“, schreibt das Bündnis im Blockadekonsens. Ob solche Blockaden legal sind, ist umstritten. Auf jeden Fall können sie erfolgreich sein: In Dresden haben erfolgreiche Massenblockaden dazu geführt, dass der dort jährlich im Februar stattfindende Nazi-Aufmarsch in diesem Jahr von den Veranstaltern abgesagt wurde.
Ein sportliches Zeichen gegen die Nazis will der FC St. Pauli bereits am Freitagabend setzen. Unter dem Motto „St. Pauli läuft gegen rechts“ organisiert die Marathonabteilung des Sportvereins einen sieben Kilometer langen Rundlauf. Wem rennen zu anstrengend ist, der kann die Strecke auch wandern: Es handelt sich um keinen Wettlauf mit Zeitmessung, betonen die Veranstalter. Los geht’s um 19 Uhr auf der Grillwiese am Schwanenwik, für eine Spende von 1 Euro werden hier die Startnummern ausgeteilt. Die Läufer wollen von der Wiese aus einmal um die Alster laufen – links rum, versteht sich.
Text: Benjamin Laufer