In Alma Hoppes Lustspielhaus treten Komiker beim ersten Hinz&Kunzt-Kabarettgipfel pro bono auf. Der Erlös geht ans Straßenmagazin. Kabarettist Axel Pätz hat die Veranstaltung mit Comedy-Größen wie Horst Schroth, Kerim Pamuk und Heino Trusheim auf die Beine gestellt.
(aus Hinz&Kunzt 231/Mai 2012)
„Tschuldigung, ich hab noch nicht gefrühstückt.“ Müde fährt sich Axel Pätz über die Augen. Überhaupt ist er letzte Nacht erst um 4 Uhr morgens ins Bett gekommen. Nicht weil er irgendwo versackt ist: Er hat gearbeitet, ist aufgetreten, hat gesungen und gespielt. Axel Pätz ist wie so oft auf Tour. Der Kabarettist aus Bad Bramstedt ist schon früh mit der Musik und der Bühne verbandelt: „Als kleiner Steppke sang ich im Knabenchor der Hamburger Staatsoper.“ Später spielt er in Rockgruppen, ist in der Hamburger Kinder- und Jugendtheaterszene und auch als Chorleiter unterwegs. „Ansonsten habe ich mich viel um unsere beiden Kinder gekümmert, während meine Frau das Geld verdient hat.“
Mit 50 will Pätz es dann noch mal wissen: „Es war an der Zeit, dass ich mal nur meine Sachen bringe.“ Er stellt ein Solo-Programm mit eigenen Liedern und Texten zusammen: „Ich hab eine Menge Preise gewonnen. Nun mache ich nur noch Kabarett.“ Sein erstes Programm war recht autobiografisch gehalten, das zweite eher politischer. In diese Richtung soll es auch weitergehen: „Es gibt so viel weich gespülte Comedy, die niemandem wirklich weh tut.“ Was er sich für seine Zukunft wünscht? „ Ich möchte Teil der Hamburger Kulturszene sein“, erklärt er. „Ich liebe diese Stadt so, dass ich hier nicht nur wohnen und meinen Kaffee trinken will.“ Stolz sagt er: „Ich bin jetzt da angekommen, wo ich immer hinwollte.“ Dazu gehört auch seine Mixshow im Goldbekhaus in Winterhude, mit Zauberern, Stand-Up-Comedians und Quatschmachern. Dazu lädt Pätz Künstler als Gäste ein und nimmt sich selbst entsprechend zurück.
So entstand auch die Idee, den Kabarettgipfel für Hinz&Kunzt zu organisieren und moderierend durchs Programm zu führen. Damit’s richtig lustig wird, hat Pätz die Crème de la Crème der Hamburger Comedyszene geladen. Und die ließ sich nicht lange bitten:
Horst Schroth hat seine künstlerische Heimat im St.-Pauli-Theater. Geboren wurde er in Oberfranken, aufgewachsen ist er in Baden-Württemberg. Um die Frage, welche der Regionen mehr Schäden verursacht hat, streitet sich – räumt Schroth ein – ein Therapeuten-Team. Aber natürlich macht Schroth sich mit seinem Gesellschaftskabarett nicht nur über sich selbst lustig, sondern zum Beispiel auch über Frauen und die Vergesslichkeit. Dabei ist er kein schenkelklopfender Tausendsassa, sondern ein Mann eindringlichen Humors, der seine Rollen sorgfältig ausschmückt.
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Heino Trusheim erzählt von Situationen, die jeder kennt. Nur sind normalerweise die Besuche bei den eigenen Eltern („Mama, ich wachse nicht, du schrumpfst.“) und Begegnungen mit aggressiven Schweizern („Obacht, sonst geb ich deine Kontonummer weiter!“) kaum so witzig, wie Stand-Up-Comedian Trusheim sie präsentiert.
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Kerim Pamuk schafft den Spagat zwischen türkischer Herkunft und deutscher Heimat mühelos. Zielsicher erkennt der Kabarettist die Schwachstellen beider, nein, aller Kulturen, und drischt munter drauf. Man wird ja mal drüber reden dürfen, was der Koran zu Facebook „und anderen terroristischen Netzwerken“ sagt. Und welcher Bikini am besten zur Burka passt. Vorsicht ist trotzdem geboten, denn: Allah verzeiht, der Hausmeister nicht.
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Johannes Kirchbergs Programme haben nicht viel miteinander gemein: Das erste war eine Hommage an Erich Kästner (gesellschaftskritisch bis machohaft), das zweite eine Entdeckungsreise in die Werke Wolfgang Borcherts (anrührend), das dritte war ein Lehrgang übers Überleben in einer skurrilen Welt. Aktuell bringt der Kabarettist und Chansonnier mit „Ich dagegen bin dafür“ globale Krisen (Euro, Wirtschaft, Ehe) auf die Bühne. Unpolitisch korrektes Kabarett sagen die einen, andere nennen es famose Klaviersatire.
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Joachim Zawischa sagt: Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein. Und auf niemanden als ihn selbst trifft das besser zu. Er lässt sich keinem Genre zuordnen, sondern erklärt sich kurzerhand selbst zum Genre: Er präsentiert Kabarett, hat aber keine Angst vor Kalauern. Er erzählt mal skurrile, mal makabre Geschichten. Er schlüpft für intelligente Parodien in unterschiedliche Rollen. Und am Ende gibt es noch ein lyrisches Liebeslied.
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Werner Momsen kommt zu zweit. Denn die überdimensionierte Witzpuppe (die sich selbst „Klappmaulkomiker“ nennt) ist auf ihren „Drahtzieher“ Detlef Wutschik dringend angewiesen. Zusammen haben die beiden mit beachtlichem Halbwissen noch jede Veranstaltung aufgemischt. Behauptet zumindest das Großmaul selbst.
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Hidden Shakespeare bietet meisterhaftes Improvisationstheater. Weil dabei das Publikum den Takt angibt, wissen die Darsteller selbst nicht, wie ein Auftritt endet. Wichtig ist den Geschichten-Liebhabern nur, dass ihre Erzählungen nie in Moralpredigten ausarten. Angst, sich zu blamieren, braucht von den Zuschauern keiner zu haben. Niemand wird auf die Bühne gezerrt – zumindest nicht, wenn er nicht unbedingt will.
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Alma Hoppe ist nicht der Name eines Fruchtsaftes („Bleib schön gesund, trink Alma Hoppe“), sondern der eines saftiges Satire-Doppels. Das besteht aus Jan-Peter Petersen und Nils Loenicker, und die lassen es sich als Gastgeber nicht nehmen, beim Hinz&Kunzt-Kabarettgipfel selbst auch auf der Bühne zu stehen. Zartbesaitete könnte die brisante Mischung aus Politik-, Wirtschafts- und Gesellschaftssatire allerdings etwas hart ankommen.
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Text: Frank Keil und Beatrice Blank
Fotos: Cornelius M. Braun, die Künstler
Der erste Hinz&Kunzt-Kabarettgipfel:
Sonntag, 13. Mai, 14.30 Uhr, Alma Hoppes Lustspielhaus, Ludolfstraße 53
Tickets: 22 Euro im Parkett, 18 Euro ab Reihe 6.
Vorverkauf täglich von 11 bis 19 Uhr bei Alma Hoppe oder telefonisch reservieren unter 55 56 55 56.