Kersten Reinke holt sein Essen beim Supermarkt. Aber nicht aus dem Regal, sondern nach Ladenschluss aus dem Abfallcontainer. Dass er dabei Geld spart, ist ihm nicht so wichtig – er will vor allem ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen.
(aus Hinz&Kunzt 228/Februar 2012)
Es ist kurz vor 23 Uhr, als Kersten Reinke sich auf sein Rad schwingt, um für die nächsten Tage Lebensmittel zu holen. Ein eisiger Wind jagt Wolkenfetzen über den Himmel, die Straßen irgendwo im Hamburger Osten sind nass vom Regen. Kein Mensch ist unterwegs, die Häuser sind dunkel. Aber Kersten Reinke braucht keinen geöffneten Laden, um an sein Essen zu kommen. Denn der 53-Jährige geht nicht einkaufen, er geht „containern“. Er holt weggeworfene, aber noch essbare Lebensmittel aus den Mülltonnen der großen Supermärkte. „Es hat jedes Mal ein bisschen was von Abenteuer“, sagt er, während er seine Fahrradtaschen befestigt und seinen Rucksack aufsetzt. „So Jäger und Sammler.“
220 Millionen Tonnen Lebensmittel, so schätzt die Welternährungsorganisation FAO, werden Jahr für Jahr in den Industriestaaten weggeworfen, allein 20 Millionen Tonnen in Deutschland. Eine unvorstellbare Menge. Sie entspricht etwa 130 Mal dem Gewicht des Kreuzfahrtschiffes „Queen Mary 2“. Und das meiste wird nicht einmal weggeworfen, weil es verdorben ist, sondern weil die Supermärkte wie Designerläden aussehen wollen: Blitzende Äpfel, glänzende Auberginen. Außerdem kaufen die Märkte oft zu viel ein, um stets volle Regale bieten zu können – und es kommen nur Waren ins Regal, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen ist. Dabei sagt sogar das Bundesministerium für Verbraucherschutz, dass dieses Datum nichts mit der Essbarkeit zu tun hat … Lesen Sie weiter in der Hinz&Kunzt-Februarausgabe
Text: Hanning Voigts
Foto: Mauricio Bustamante