Konto für jedermann

Schuldnerberater starten neue Kampagne

(aus Hinz&Kunzt 117/November 2002)

Gerade wer Schulden mit sich herumschleppt, benötigt ein Girokonto – jede Bareinzahlung ist teuer. Doch immer wieder kündigen oder verweigern Geldinstitute Betroffenen eine Bankverbindung, aufwändig ist die Betreuung und nicht lukrativ. Deshalb startet die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) eine Kampagne. „Die Banken bagatellisieren das Problem“, so die Schuldnerberater. Zwar erklärten die Geldinstitute bereits 1995 in einer „freiwilligen Selbstverpflichtung“, auf Wunsch jedem Bürger ein Konto auf Guthabenbasis einzurichten. Doch sieht die Praxis oft anders aus. Nun sammeln die Berater bundesweit Fälle, um ihrer Forderung „Recht auf Girokonto“ Nachdruck zu verleihen.

Auch in Hamburg mehren sich Klagen über die Geschäftspolitik der Banken. Seitdem Anfang des Jahres die Pfändungsfreigrenzen angehoben wurden, kommen „vermehrt Ratsuchende, denen das Konto gekündigt wurde“, so Maj Zscherpe, Leiterin der städtischen Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle (ÖRA). Sie will ebenfalls Fälle sammeln und notfalls eine gerichtliche Grundsatzentscheidung für Hamburg herbeiführen.

„Die Situation ist keineswegs so aussichtslos, wie viele Betroffene befürchten“, erklärte die Sozialbehörde. Menschen mit geringem Einkommen hilft die ÖRA kostenlos (Holstenwall 6, Tel. 42843-3071 oder –3072). Rat gibt auch die Verbraucherzentrale (Termine unter Tel. 24 83 20).
Wer den Weg scheut, wendet sich an die Beschwerdestelle seiner Bank oder an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Graurheindorferstr. 108, 53117 Bonn) und bittet, an die Selbstverpflichtung zu erinnern. Kontodaten und Kündigungsschreiben sollten beigelegt werden.

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