Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) will genügend Plätze für das Winternotprogramm ausweisen – unterirdische Zustände sollen der Vergangenheit angehören.
(aus Hinz&Kunzt 223/September 2011)
Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) will, dass im kommenden Winternotprogramm kein Obdachloser abgewiesen wird. Dabei ist ihm klar, dass dafür die üblichen 200 Plätze in der Sportallee und in Wohncontainern bei Kirchengemeinden knapp werden könnten. In der Behörde werde derzeit unter Hochdruck daran gearbeitet, genügend Plätze zur Verfügung zu stellen. „Ich hoffe, dass wir das hinbekommen. Jedenfalls ist das eine der obersten Prioritäten hier im 10. Stock“, so Scheele gegenüber Hinz&Kunzt.
Ausgemachte Sache ist, dass der Luftschutzbunker, den der schwarz-grüne Senat im vergangenen Winter geöffnet hatte, keine Option mehr ist. Wie wir in unserer Januar-Ausgabe berichteten, mussten bis zu 30 Menschen in den Schlafsälen nächtigen, ohne Fenster, auf zu kurzen Pritschen, ohne abschließbare Toiletten und ohne Duschen. „Das geht gar nicht“, beschied Scheele nach einer Begehung. „Der Bunker ist unwirtlich und für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unzumutbar, und was für Mitarbeiter unzumutbar ist, ist auch für die Menschen, die da übernachten sollen, nicht zumutbar.“ Das Notprogramm soll übrigens allen Obdachlosen offenstehen. „Kalt ist kalt, da spielt die Nationalität keine Rolle.“
Auch beim Thema Unterbringung von Wohnungslosen und Flüchtlingen sind Senat und Bezirke offensichtlich ein ganzes Stück weitergekommen. Man habe sich mit allen Bezirken auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Scheele geht davon aus, dass rund 500 Plätze bis zum Frühjahr eröffnet werden. „Das ist das, was wir kurzfristig hinbekommen könnten.“
Scheele appellierte in diesem Zusammenhang an alle Hamburger, sich kooperativ zu zeigen, wenn Unterkünfte in ihrer Nachbarschaft entstehen sollten. Damit das klappt, soll es auch Ansprechpartner vor Ort geben. Scheele versprach, gemeinsam mit den Bezirkspolitikern für Fragen zur Verfügung zu stehen und sich für die Lösung etwaiger Probleme einzusetzen. „Die Frage der Unterbringung ist kein Thema, das diese Stadt als Hauptthema bewegt, aber es ist eins, mit dem man große Schwierigkeiten kriegen kann, wenn man es nicht ordentlich löst“, sagte der Sozialsenator.
Außerdem soll es demnächst eine Anlaufstelle für osteuropäische Obdachlose geben. Hier soll geklärt werden, wie den Menschen geholfen werden kann und ob sie zu Hause eine Perspektive hätten. Die Konsulate Polens, Rumäniens und Bulgariens haben ihre Unterstützung zugesagt.
Text: Birgit Müller
Foto: Maurice Kohl