Weil es in Hamburg nicht genug Schlafplätze für Obdachlose gibt, weisen Behördenmitarbeiter osteuropäische Hilfesuchende ab. Hinz&Kunzt fordert, dass Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe bei der Verteilung von Betten mitentscheiden dürfen – und eine neue Wohnungspolitik.
Hamburg, 20. Juli 2011. Das Straßenmagazin Hinz&Kunzt ist entsetzt über die Zustände auf Hamburgs Straßen: „Immer mehr Menschen müssen draußen schlafen“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Und zwar deswegen, weil es nicht einmal mehr genügend Notschlafplätze gibt.“ Von Wohnheimplätzen oder Wohnungen ganz zu schweigen. Die Situation ist insofern ungewöhnlich, als dass das Pik As im Sommer meistens nicht ausgelastet ist. In diesem Sommer schliefen allerdings bis zu 260 Menschen in der eigentlich für 190 Obdachlose ausgerichteten Notunterkunft. Ein Teil von ihnen waren osteuropäische Obdachlose, die im Pik As auf einer Matratze auf dem Boden schlafen durften.
Als die Überfüllung des Pik As publik wurde, reagierte die Sozialbehörde prompt: Sie schmiss die osteuropäischen Obdachlosen raus und bezeichnet sie jetzt als Touristen. Was den Schluss nahelegt, es handle sich hier um Vergnügungsreisende. In welcher Situation sie wirklich sind, kann man auf Hamburgs Straßen mit eigenen Augen sehen.
Hinz&Kunzt fordert deshalb: Wer bedürftig ist, das sollten in Zukunft die Mitarbeiter der Wohnungsloseneinrichtungen entscheiden, die tagtäglich mit den Menschen auf der Straße zu tun haben. „Sie müssten Schlafgutscheine für Obdachlose ausstellen können“, sagt Stephan Karrenbauer. Und wer einen Gutschein hat, müsste ein Anrecht auf einen Schlafplatz haben. Dafür sei allerdings erst mal nötig, dass die Stadt endlich genügend Schlafplätze zur Verfügung stellt. „Wir Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe weisen seit Jahren darauf hin, dass es zu wenig Plätze gibt“, so Karrenbauer. „Und nach wie vor ist unklar, wie Hamburgs Obdachlose den nächsten Winter überstehen sollen.“ Karrenbauer weiter: „Wir hoffen, dass der neue Senat Verantwortung übernimmt und nicht die verfehlte Wohnungs- und Wohnungslosenpolitik des alten Senates fortführt.“