Ende November 2023 ist ein obdachloser Mann in Billstedt gestorben.
Wer war der Mann?
Wir haben nach seinen Spuren gesucht.
In einem Innen-Hof gestorben
In Billstedt treffen die Straßen Dringsheide und Schiffbeker Weg aufeinander.
Dort gibt es Garagen mit braunen Toren
und Wohnhäuser aus rotem Back-Stein.
Ein Obdachloser ist am 26. November 2023 in einem Innen-Hof gestorben.
Es war sehr kalt in der Nacht.
Man glaubt deshalb,
dass der Mann erfroren ist.
Man hat den toten Mann aber nicht untersucht.
Im Jahr 2023 sind in Hamburg mindestens 16 Obdachlose gestorben.
Die Polizei sagt nur,
dass der Mann 52 Jahre alt war.
Er kam aus dem Land Rumänien.
Die Polizei sagt aber nicht,
wie man den Mann gefunden hat.
Hat er Familie?
Wo wird er begraben sein?
Hinz und Kunzt geht Ende Dezember 2023 auf die Suche.
Der Mann ist sehr einsam gestorben.
Wer war er?
Kappe, schwarze Jacke, bunter Ruck-Sack
Ende Dezember 2023 regnet es sehr stark.
Wir beginnen die Suche an einer Tankstelle am Schiffbeker Weg.
Die Mitarbeiterin Katrin Pohlmann weiß sofort,
von welchem Mann wir sprechen.
Der Obdachlose hat oft an der Bus-Haltestelle gesessen,
auf der anderen Straßen-Seite oder vor dem Rewe-Supermarkt.
Sie weiß auch, an welcher Stelle er gefunden wurde.
Sie zeigt auf den Hof mit den Garagen hinter dem Supermarkt.
Vor einiger Zeit hat sie den Rettungs-Dienst gerufen,
weil der Mann nicht mehr ansprechbar war.
Sie kennt seinen Namen nicht.
Sie weiß auch nicht,
woher er kam oder wo er übernachtet hat.
Die Mitarbeiter:innen vom Rewe-Supermarkt wissen vielleicht mehr.
Dominic Liebscher ist der Markt-Leiter vom Rewe-Supermarkt.
Er kannte den obdachlosen Mann seit mindestens 1,5 Jahren.
Der Mann ist fast jeden Tag zum Supermarkt gekommen.
Seit Ende November war er dann nicht mehr da.
Dominic Liebscher hat in der Zeitung von einem toten Obdachlosen gelesen.
Er wusste sofort, dass es der obdachlose Mann ist.
Er kennt den Namen nicht, aber er weiß etwas über den Mann:
Er war groß und dünn.
Er trug immer:
- eine Kappe
- eine lange schwarze Jacke
- einen bunten Ruck-Sack.
Dominic Liebscher hat nur wenig mit dem Mann gesprochen.
Wir fragen ihn:
„Wann haben Sie den Obdachlosen zuletzt gesehen?“
Dominic Liebscher kann das genau sagen.
„Bitte warten Sie einen Moment“,
dann geht er kurz in den Supermarkt.
Er kommt nach ein paar Minuten zurück und sagt klar:
„Am 19. November 2023.
Der Mann ist am 18. November im Eingang vom Supermarkt hingefallen.
Die Mitarbeitenden haben einen Rettungs-Wagen gerufen.
Das haben die Kameras im Supermarkt gefilmt.
Ich habe das eben noch einmal angesehen.“
Am 19. November kam der Mann zurück.
Er fragte dann nach seinen „Magazinen“.
Die Mitarbeiter von Rewe hätten ihn dann nie wieder gesehen.
Was sind seine „Magazine“?
Dominic sagt:
„Der Mann hat hier die Hinz und Kunzt-Zeitungen verkauft.“
Das ist eine neue Information für uns.
Wenn der Tote Hinz und Kunzt-Verkäufer gewesen ist,
wissen wir vielleicht bald seinen Namen.
Vielleicht wissen wir auch noch mehr über den toten Obdachlosen.
Der Hinz und Kunzt-Verkäufer Daniel
Es regnet nicht mehr.
Christian Hagen ist der Vertriebs-Leiter von Hinz und Kunzt.
Er sagt uns am Telefon:
„Daniel G. hat seit einiger Zeit vor dem Rewe-Markt seinen Verkaufs-Platz.
Daniel ist 52 Jahre alt und kommt aus der Stadt Iași in dem Land Rumänien.“
Das passt zu den Informationen von der Polizei.
Christian Hagen weiß auch,
dass Daniel Mitte November Zeitungen gekauft hat.
Daniel besucht Hinz und Kunzt nicht regelmäßig.
Deshalb war niemand überrascht,
als er länger nicht bei Hinz und Kunzt war.
Der Vertriebs-Leiter Christian schickt ein Foto von Daniel,
das auf dem Verkaufs-Ausweis war.
Der Mann auf dem Foto hat:
- braune Augen
- einen grauen Stoppel-Bart.
Er schaut freundlich in die Kamera und lächelt ein bisschen.
Der Leiter vom Supermarkt Dominic Liebscher sieht das Foto.
Er ist ganz sicher, dass es Daniel ist.
Viele Informationen passen zusammen,
aber wir sind uns noch nicht sicher.
Die Flaschen mit dem blauen Schild
Eine Apotheke ist in der Nähe.
Mitarbeitende erkennen den Mann auf dem Foto.
Eine Frau weiß als einzige seinen Namen: „Daniel.“
Sie kennt den Mann aus dem Supermarkt.
Er hat den Sanitätern vom Rettungs-Wagen seinen Namen gesagt,
als er im Eingang umgefallen ist.
„Daniel hat beim Park in einem Zelt übernachtet“, sagt die Frau.
Eine Kollegin stimmt der Frau zu.
Sie zeigt auf einer Online-Karte den Ort,
wo das Zelt von Daniel bei dem Park stand.
„Manchmal hat er auch unter einer Autobahn-Brücke in der Nähe geschlafen“,
sagt die Kollegin.
Sie lebt in einem Haus am Garagen-Hof.
Man hat den Mann dort in dem Garagen-Hof gefunden.
Der Garagen-Hof liegt zwischen Rewe-Supermarkt und dem Park.
„Zwischen den Garagen hat er gelegen“, sagt sie.
Bettina Cataldi arbeitet auch in der Apotheke.
Sie sagt, dass Daniel 2 Kinder hat.
„Nachdem sich seine Frau von ihm getrennt hatte,
wurde sein Leben schlechter.
So wurde er obdachlos.“
Daniel hat Bettina nicht mehr erzählt.
Bettina weiß aber, dass er 52 Jahre alt war.
Sie hat ihm manchmal ein Brötchen gekauft,
aber das war Daniel unangenehm.
„Es ist ihm in der letzten Zeit schlecht gegangen.
Er wurde immer dünner und hatte ein gelbliches Gesicht.
Er hatte auch einen Stock, auf den er sich stützen musste.“
Andere Mitarbeitende vom Rewe-Supermarkt haben das auch gesehen.
Bettina sagt auch, dass Daniel immer mehr getrunken hat.
„Er hat früher immer Bier gekauft,
aber vor ein paar Monaten hat er dann Wodka genommen.
Er hat immer den Wodka mit dem blauen Schild getrunken.“
Kleine Wodka-Flaschen mit blauen Schildern liegen zwischen den Garagen.
Die Flaschen zeigen,
dass dort jemand gewesen sein muss.
Daniel lag dort am 26. November tot auf dem Boden.
Zwei Jungs laufen gerade über den Hof.
Ein Mann parkt sein Auto in einer Garage.
Sie haben nichts von Daniel bemerkt.
Das Zelt im Park
Das Zelt von Daniel stand in dem kleinen Park.
Der Weg zu dem Park ist nass und voll Matsch.
Zwei Frauen gehen hier mit ihren Hunden spazieren.
Sie zeigen auf einen kleinen Hügel.
Eine Frau sagt:
„Dort stand das Zelt von Daniel.
Es war gelb und orange.
Eine Polizistin hat Daniel einen Zettel gegeben.
Er sollte das Zelt abbauen.“
Ein Zelt darf nicht einfach so in einem Park stehen.
Das Bezirks-Amt muss aufpassen,
dass kein Zelt in einem Park steht.
Die Polizei sagt den Menschen in einem Zelt aber vorher Bescheid.
Sie macht Hinweis-Zettel an die Zelte.
Später kommt dann die Stadt-Reinigung und nimmt die Zelte weg.
Die Polizei sagt,
sie hat am 3. Februar 2023 hier Zettel an ein Zelt gemacht.
Die Stadt-Reinigung hat das Zelt vier Tage später weggenommen.
Vielleicht war es das Zelt von Daniel.
Menschen in der Nähe sagen,
dass danach wieder ein Zelt im Park war.
Die Polizei weiß das aber nicht genau.
Eine Kerze für Daniel
Nadine Böllert und ihr Sohn Paul wohnen in der Nähe.
Sie gehen mit Einkaufs-Tüten an den roten Backstein-Häusern
und den braunen Garagen vorbei.
Nadine Böllert hat eine Hinz und Kunzt-Zeitung unter dem Arm.
Sie ist sehr traurig,
dass der obdachlose Mann gestorben ist.
Sie kannte ihn ein bisschen.
„Ich habe immer die Hinz und Kunzt-Zeitung bei ihm gekauft.
Er war immer nett und ruhig.“
Die Polizei hat später gesagt,
dass es wirklich der Hinz und Kunzt-Verkäufer Daniel war.
Nadine Böllert möchte eine Kerze für Daniel bei den Garagen aufstellen.
Damit die Menschen hier ihn nicht vergessen.
Übersetzung in leichte Sprache: capito Hamburg