Alleinerziehende und Kinder sind besonders häufig von Armut bedroht. Ein breites Bündnis aus Sozialverbänden fordert die Politik nun auf, endlich mehr für diese benachteiligten Gruppen zu tun.
Ein breites Bündnis von Sozialverbänden appelliert an die Politik, sich stärker für Kinder und Alleinerziehende einzusetzen, denen Armut droht. Anlässlich des Internationalen Tages für die Beseitigung der Armut weist der Landesverband Hamburg des Sozialverbands Deutschland (SoVD Hamburg) darauf hin, dass rund 40 Prozent aller Alleinerziehenden in Deutschland Hartz IV beziehen – 90 Prozent davon seien Frauen, so der SoVD. Damit diese einen sozialversicherungspflichtig Job finden können, müsste es mehr und bessere Angebote zur beruflichen Qualifizierung geben.
Zudem müsse für ausreichend Kita- und Krippenplätze, Hausaufgabenhilfen, flexible Kinderbetreuung und Jugendhilfe gesorgt werden. „Sonst bleibt es dabei, dass viele Frauen nur Teilzeit, befristet oder zu Niedriglöhnen arbeiten, da Hilfen für die Kinder fehlen“, sagte Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des SoVD Hamburg.
3-Punkte-Plan gegen Kinderarmut
Das fordert das Bündnis gegen Kinderarmut
1.) Das Existenzminimum von Kindern muss realistisch ermittelt werden. Der Bedarf, der im Regelsatz festgelegt ist, darf nicht einfach aus Ausgabepositionen der ärmsten Haushalte abgeleitet werden. Es gilt die tatsächlichen Bedürfnisse, etwa für Kleidung und Schulmaterial zu erheben.
2.) Die Ungerechtigkeiten in der Familienförderung müssen abgebaut werden. Aktuell werden Kinder gutverdienender Eltern durch die Kinderfreibeträge stärker unterstützt als Kinder Erwerbsloser oder mittlerer Einkommensbeziehender.
3.) Leistungen müssen einfacher gestaltet und leichter zugänglich sein. Langfristig sollten Familien alle Leistungen für ihre Kinder über eine Stelle in einem Auszahlungsbetrag beziehen.
Die Nationale Armutskonferenz hat gemeinsam mit 40 Sozialverbänden (unter ihnen die Diakonie Hamburg) einen Aufruf veröffentlicht, der sich im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl an die Parteien richtet. Das Papier trägt den Namen „Keine Ausreden mehr: Armut von Kindern und Jugendlichen endlich bekämpfen!“ und schlägt konkret drei Punkte zur Armutsbekämpfung vor (siehe Infokasten).
„Die Ursachen und Folgen von Kinderarmut sind seit Jahren bekannt und wir machen auf die Missstände und Ungerechtigkeiten aufmerksam“, sagt Dr. Frank Joh. Hensel, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz, „doch die Politik redet sich bei diesem Thema raus!“ Hensel drängte darauf, das Problem der Kinderarmut „endlich ernsthaft anzupacken.“
Mehr Informationen
Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Kinderarmut in Deutschland (2015)