Die Drogenberatungsstelle Drob Inn feiert 25-jähriges Jubiläum. Anfangs war ihr niedrigschwelliger Ansatz umstritten, heute ist er Vorbild für Einrichtungen bundesweit. Eine Erfolgsgeschichte, die nun auch von der Politik geschätzt wird. Das war nicht immer so.
300 Menschen kommen jeden Tag ins Drob Inn, um das vielfältige Angebot der Drogenberatungsstelle in Anspruch zu nehmen. Zum Heroin spritzen, Crack rauchen, Spritzen tauschen. Oder zum Duschen, Wäschewaschen, Mittagessen. Darüber hinaus bietet die Einrichtung Sozialberatung und medizinische Versorgung an. 133 schwere Drogenunfälle gab es 2011, bei denen die Drob-Inn-Mitarbeiter Leben retten mussten. Im Vergleich zu anderen Jahren waren das wenige, es können auch schon mal 250 jährlich sein. Das zeigt: Die Einrichtung, die am Freitag 25. Geburtstag feierte, ist wichtig für Hamburg. Mittlerweile hat das auch die Politik erkannt: „Das Drob Inn ist genau das richtige Angebot am richtigen Ort“, gratulierte der Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, Andy Grote (SPD), zum Jubiläum.
Vor 25 Jahren war das anders, das Konzept der offenen Drogenberatung musste erst erfunden werden. „Die offene Drogenszene hat das ganze Bild des Hauptbahnhof-Umfelds und St. Georgs geprägt“, erinnerte sich Grote in seiner Rede beim Jubiläumsempfang an die Situation im Jahr 1987. Drogenkonsumenten in den Straßen und benutzte Heroinspritzen auf Spielplätzen waren damals an der Tagesordnung. „Ganz St. Georg ist ein Fixerraum“, schimpften Politiker damals. Als Königsweg im Umgang mit Süchtigen galt bis in die 1980er Jahre noch die abstinenzorientierte Drogenhilfe: „Hilfe gab es erst, wenn man zum Ausstieg bereit war“, berichtete Christine Tügel vom Vorstand des Drob-Inn-Trägervereins Jugendhilfe e.V..
Mit dem Drob Inn wurde vieles besser. „Die Gründer hatten die Vision, dass Drogenhilfe anders sein kann“, sagte Tügel. Die Idee, für die sie anfangs kämpfen mussten: Die Akzeptanz der Person soll im Vordergrund stehen, Hilfe soll es ohne Vorbedingungen geben. „Die Drogenabhängigen werden bei uns in die Lage versetzt, über ein anderes Leben ohne Drogen überhaupt nachdenken zu können“, so Tügel. Neu war damals auch, dass Ärzte sich um die Folgen des Drogenkonsums in der Beratungsstelle kümmerten und dass die Konsumenten ihre benutzten Spritzen gegen saubere eintauschen konnten. So etwas gab es bis dahin in ganz Deutschland nicht. In Spitzenzeiten wanderten im Drob Inn 10.000 infektionsfreie Spritzen täglich über den Tresen.
Das fortschrittliche Konzept zeigte Wirkung, die Anzahl der Drogentoten ging schlagartig und seitdem kontinuierlich zurück. 1998 waren es noch 132, bis 2011 sank die Zahl auf 57. Die offene Drogenszene in St. Georg gibt es heute nur noch vor dem Drob Inn in der Kurt-Schumacher-Straße. „Es ist gut für alle beteiligten, dass die Drogenszene nicht mehr sichtbar ist“, findet Andy Grote. „Für das Umfeld, für den Stadtteil und für die Menschen, für die diese Hilfe bestimmt ist.“ Denn so werden sie nicht ständig in den Medien zum öffentlichen Problem erklärt. Und die Anwohner müssen keine Angst mehr vor benutzten Spritzen auf den Spielplätzen haben.
Die Ideen der Drob-Inn-Gründer haben sich herumgesprochen. „Wir freuen uns, dass niedrigschwellige Angebote heute in der Drogenhilfe state of the art sind“, schloss Christine Tügel ihre Jubiläumsrede im Drob Inn, „in Hamburg und bundesweit.“ Denn das Konzept der Beratungsstelle hatte Vorbildcharakter, im ganzen Land wird heute nach seinen Grundsätzen gearbeitet. Dafür auch von Hinz&Kunzt ein „Happy Birthday!“
Text und Foto: Benjamin Laufer