Die Bahn und Globetrotter schenken der Hamburger Tafel 2000 Schlafsäcke, die an Obdachlose verteilt werden sollen. Das kann aber keine Lösung für die Vertreibung am Hauptbahnhof sein, sagt der Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter.
2000 Schlafsäcke bekommen Hamburgs Obdachlose kurz vor Weihnachten geschenkt. Die Deutsche Bahn und der Outdoor-Ausstatter Globetrotter haben sie der Hamburger Tafel gespendet, die sie nun verteilt. Insbesondere Obdachlose mit Hunden sollen davon profitieren: „Die Leute, die einen Hund haben, gehen nicht ins Winternotprogramm“, sagte Tafel-Vorsitzender Achim Müller zu Hinz&Kunzt. Schließlich gibt es in der ganzen Stadt auch nur 15 Notunterkunftsplätze für Hundebesitzer. Wenn es nach Müller geht, soll jeder Obdachlose zwei Schlafsäcke bekommen: Falls einer mal nass geworden ist und trocknen muss. Die Schlafsäcke können bei den Essensausgabestellen der Tafel abgeholt werden. Auch der Mitternachtsbus der Diakonie verteilt sie in der Stadt.
Die Deutsche Bahn hat 1500 Schlafsäcke gespendet, Globetrotter 500. Die Idee dazu hatte Wirtschaftssenator Frank Horch (SPD). Er begrüßte das Engagement der Spender. Globetrotter-Geschäftsführer Andreas Bartmann sagte, seine Firma wolle gesellschaftliche Verantwortung übernehmen: „Jeder Einzelne von uns muss sich immer wieder bewusst machen, wie gut es uns geht.“ Bereits seit Jahren engagiert sich das Unternehmer für Obdachlose. Ähnlich formulierte es auch Bahnchef Rüdiger Grube. „Wir möchten als Deutsche Bahn ein deutliches Signal setzen“, sagte er. Schon mit kleinen Maßnahmen könne man etwas bewirken.
Aber wie passt das Engagement der Bahn zu ihrer Vertreibungspolitik am Hauptbahnhof? Sicherheitsleute verscheuchen seit Oktober Obdachlose, die sich im Fußgängertunnel zur Mönkebergstraße schlafen legen. Den Tunnel zur Spitaler Straße hat die Bahn gleich ganz dicht gemacht. Hinz&Kunzt hat den Bahnchef gefragt. „Wir vertreiben keine Obdachlosen“, hat Grube bei der Übergabe der Schlafsäcke am Freitag geantwortet. Aber er findet, dass der Fußgängertunnel kein geeigneter Schlafplatz ist. „Das ist auch für die Obdachlosen nicht schön, es ist kalt dort.“ Es wäre dem Konzernchef lieber, die Obdachlosen würden in ordentlichen Unterkünften untergebracht werden. „Es wäre angemessener, wenn man den Menschen ein Dach über dem Kopf gibt.“
Auch Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer sieht die Stadt in der Pflicht, ausreichend Unterkunftsplätze zu schaffen: „Dann müssen die Menschen auch nicht mehr am Hauptbahnhof schlafen“, sagt er. Die Bahn könne und müsse sich bei der Stadt für die Errichtung neuer Unterkünfte einsetzen. „Solange dass nicht passiert, kann man die Menschen dort nicht vertreiben und dann Schlafsäcke verteilen“, so Karrenbauer. „Das ist zu einfach gedacht.“
Text und Foto: Benjamin Laufer