20 Jahre Tafeln in Deutschland : Kein Ersatz für den Sozialstaat

20 Jahre nach der Gründung der ersten Tafel in Deutschland betont der Bundesverband, dass deren Hilfe kein Ersatz für staatliche Leistungen sein dürfe. Am 22. Februar 1993 wurde die erste Tafel in Berlin gegründet. Heute gibt es bundesweit 906.

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In Berlin beladen Tafel-Mitarbeiter einen Transporter mit Lebensmitteln. Foto: Wolfgang Borrs.

Auf die Tafeln darf sich Deutschland nicht verlassen. Zum 20. Geburtstag will Gerd Häuser das noch einmal betonen: „Die Hilfe der Tafeln oder gemeinnütziger Organisationen ist kein Ersatz für sozialstaatliche Leistungen“, sagt der Vorsitzende des Bundesverbands Deutsche Tafel. „Bürgerschaftliches Engagement entbindet den Staat nicht von der Fürsorgepflicht für seine Bewohner.“ Seit 20 Jahren versorgen die Tafeln in Deutschland Arme mit gespendeten Lebensmitteln. Inzwischen gibt es 906 Tafeln im ganzen Bundesgebiet. 1,5 Millionen Menschen nehmen das Angebot in Anspruch – darunter eine halbe Million Kinder und 250.000 Senioren.

Tafel-Chef Häuser fordert, endlich auch die Ursachen der Armut zu bekämpfen. Die Tafeln könnten Folgen von Armut nur lindern, aber nicht ihre Ursache beseitigen. „Wir brauchen endlich eine nationale Strategie zur Vermeidung von Armut und den Willen aller Akteure aus Politik und Gesellschaft, diese auch umzusetzen“, fordert Häuser deswegen. Für ein so wohlhabendes Land wie Deutschland sei es „beschämend“, dass sich die Verhältnisse für die Armen nicht grundlegend verbesserten.

Auch einen Erfolg melden die Tafeln zum Geburtstag: „Mit ihrer Arbeit haben die Tafeln in den vergangenen zwei Jahrzehnten zwei Probleme ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt: Armut und Lebensmittelverschwendung“, sagt Tafel-Vorsitzender Häuser. Lange Zeit wären diese in Deutschland nicht ernsthaft wahrgenommen worden. „Beide bestehen fort und verlangen dringend nach politischen und gesellschaftlichen Lösungen!“

Text: Benjamin Laufer
Foto: Wolfgang Borrs