Am Dienstag ziehen die ersten 120 Flüchtlinge in die umstrittene Unterkunft an der Berzeliusstraße ein. Insgesamt entsteht im Billstedter Gewerbegebiet Raum für 600 Asylbewerber. Weitere Unterkünfte sind geplant.
Sie kommen mit dem Bus. Wenn die ersten 120 Flüchtlinge am Dienstag aus der Harburger Zentralen Erstaufnahmestelle in ihre neue Unterkunft gebracht werden, fahren sie erst kilometerweit über Kopfsteinpflaster. Vorbei an den Billstedter Lagerhallen und Gewerbebetrieben. Wohnungen gibt es hier kaum, dafür jede Menge Tristesse. Einzige Nachbarn: 620 weitere Flüchtlinge, die in Sichtweite in der Unterkunft Billstieg wohnen.
Bis zum März sollen an der Berzeliusstraße bis zu 600 Flüchtlinge einziehen, vorwiegend aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und den Balkanstaaten. Für sie baut der städtische Unterkunftsbetreiber fördern&wohnen (f&w) hier Häuser aus Containern, die Platz für Familien oder in Einzelfällen auch Wohngemeinschaften bieten sollen. Insgesamt sind 25 Häuser mit je vier abgeschlossenen Wohnungen geplant. „Bislang haben wir gute Erfahrungen mit diesen Häusern gemacht“, sagte f&w-Geschäftsführer Rembert Vaerst bei der Vorstellung der Einrichtung am Montag.
Die Unterkunft ist umstritten. Wegen ihrer Lage, ihrer Größe und ihrer Vergangenheit. Eigentlich hatte der Bezirk Mitte nur 300 Plätze genehmigt, den Rest hat die Sozialbehörde mit dem so genannten Polizeirecht durchgesetzt. Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen hätte man schlicht keine andere Wahl, heißt es aus der Behörde. In den 1990er-Jahren stand an dieser Stelle schon einmal eine Unterkunft für Flüchtlinge und Wohnungslose, die total verwahrlost war. Spiegel Online sprach damals vom „Endlager für die Verlierer der Wohlstandsgesellschaft“.
Die Stadt beteuert, dass die neue Unterkunft nicht mit der alten vergleichbar sein wird. Insbesondere die Unterbringung in abgeschlossenen Wohnungen sei ein großer Unterschied zu der früheren Gemeinschaftsunterkunft, sagte f&w-Bereichsleiter Bergedorf-Billstedt, Till Kobusch. Es seien auch Gemeinschaftsräume und Spielflächen für Kinder geplant. „Der ganze Charakter dieser Einrichtung ist ein anderer“, sagte Kobusch.
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Weitere InformationenWeitere Unterkünfte sind geplant
Nach wie vor hat die Sozialbehörde große Mühe, ausreichend Unterkunftsplätze für Flüchtlinge zu schaffen. „Die Zunahme der Asylbewerberzahlen ist ein großes Problem für die Stadt“, sagte Vaerst. Allein im Dezember seien in Hamburg 840 Anträge auf Asyl gestellt worden. „Wir haben über Weihnachten um die 1000 Plätze eröffnet, was zu einer deutlichen Entlastung in der Zentralen Erstaufnahme geführt hat.“ Im Januar und Februar sollen jeweils mehrere hundert Plätze folgen. „Nach jetziger Erkenntnis sind wir für die kommenden Monate gerüstet“, sagte Vaerst. „Wir müssen sehen, wie die Situation im Frühjahr ist.“
Text, Video: Benjamin Laufer
Fotos: Jonas Walzberg