Die Deutsche Telekom AG vernichtet weitere 32.000 Arbeitsplätze. Die Gewinne steigen
(aus Hinz&Kunzt 157/März 2006)
Kaum ein Unternehmen in Deutschland hat in den vergangenen Jahren so viele Arbeitsplätze vernichtet wie die Deutsche Telekom AG. Über 100.000 Jobs hat der Konzern seit Anfang der 90er-Jahre gestrichen. In den kommenden drei Jahren sollen noch einmal 32.000 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen.
Dem stünden 6000 geplante Neueinstellungen gegenüber, so die Telekom. Bis Ende 2008 werde es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Der Konzern setze auf Altersteilzeit und Abfindungen sowie Vorruhestandsregelungen für Beamte. Wie viele Stellen das Unternehmen in Hamburg streicht, will die Telekom nicht verraten. Der Abbau werde zentral von Bonn aus gelenkt, so ein Pressesprecher auf Nachfrage.
Besonders der „harte Wettbewerb“ stelle den Konzern „vor verschärfte Herausforderungen“, begründete Vorstandsvorsitzender Kai-Uwe Ricke die massenhafte Vernichtung von Jobs. Derzeit beschäftigt die Telekom 170.000 Menschen in Deutschland, darunter 47.000 Beamte, die das Unternehmen vom ehemaligen Staatskonzern Deutsche Bundespost übernommen hat. Auch aus diesem Grund gründete der Konzern im Herbst 2002 die Transfergesellschaft Vivento. Die Telekom Tochter verleiht ihre Mitarbeiter an Dritte, zum Beispiel an die für Arbeitslosengeld(ALG)-II-Empänger zuständige Arbeitsgemeingschaften (ARGE). Derzeit stehen rund 16.000 Menschen bei Vivento unter Vertrag. 7000 würden bald zu anderen Arbeitgebern wechseln, so die Telekom.
Dem Unternehmen geht es gut: Die Umsätze steigen, die Gewinne auch. Der Konzern spricht von einer „Strategie des profitablen Wachstums“. Kurz nach Ankündigung der geplanten Job-Vernichtung im vergangenen November stellte das Unternehmen seinen neuen „Personal- und Nachhaltigskeitsbericht“ vor: Bei der Deutschen Telekom stehe der „Mensch im Mittelpunkt“.
Personalvorstand Heinz Klinkhammer war für Hinz&Kunzt nicht zu sprechen. Er sitze in Tarifverhandlungen und könne derzeit keine Stellungnahme abgeben, hieß es.
Ulrich Jonas
[F]Mit je 5 Prozent Umsatzwachstum[/F] rechnet die Deutsche Telekom für 2006 und 2007. Der Konzernüberschuss stieg in den ersten drei Quartalen 2005 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,4 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Neue Zahlen legt das Unternehmen Anfang März vor.