Christian H. verkauft Hinz&Kunzt seit 2004 an seinem Stammplatz an der U-Bahn-Haltestelle Mönckebergstraße
(aus Hinz&Kunzt 205/März 2010)
Christian ist ein freundlicher Mensch, der gerne lacht und erzählt. Wenn der 55-Jährige allerdings von seiner Vergangenheit berichtet, klingt seine Stimme belegt. Christian wächst in Duisburg auf, der Vater ist ein starker Trinker. „Schöne Kindheitserinnerungen habe ich nicht“, sagt er. Nach der Schule lernt er Maler und Lackierer. Als er 25 Jahre alt ist, stirbt sein Vater an seiner Sucht. Das ist auch der Grund, warum Christian noch nie einen Tropfen Alkohol angerührt hat: „Ich habe gesehen, was das anrichtet.“
Mit 30 Jahren heiratet Christian seine Freundin, aber dann verliert er 1988 seinen Job, die Ehe geht in die Brüche. Das wirft ihn so aus der Bahn, dass er auf die Straße flüchtet. Seitdem ist er obdachlos, zieht durch unterschiedliche Städte. Ende der 90er-Jahre findet er in Celle wieder eine Wohnung und eine Arbeit in einem Café für Obdachlose. Als er länger krank ist, verliert er diesen Job. Ohne Kontakte und Beschäftigung hilft ihm auch die Wohnung nichts: „Ich saß immer alleine zu Hause“, erzählt er, „mir ist die Decke auf den Kopf gefallen, und da bin ich wieder auf die Straße“. Seit im Jahr 2000 seine Mutter gestorben ist, hat er auch seinen letzten emotionalen Rückhalt verloren. „Einmal im Jahr konnte ich wenigstens meine Mutter besuchen“, erzählt Christian traurig, „jetzt habe ich die Lust verloren, ein normales Leben zu führen.“
Seit Anfang Februar hat Christian einen Schlafplatz in einem Wohncontainer, den er mindestens bis März behalten kann. „Vorher habe ich Platte in St. Georg gemacht“, erzählt er, „das ist bei der Kälte selbst mit einem guten Schlafsack zu hart.“
H&K: Was hast du diese Woche Besonderes erlebt?
Christian: Ich habe endlich Hartz IV beantragt. Die Beamtin am Empfang wollte mich sofort wegschicken, weil mir ein Formular fehlte. Aber als ich höflich nach ihrem Vorgesetzten gefragt habe, durfte ich plötzlich doch reinkommen und die haben mir sogar mit dem Antrag geholfen. Man darf sich eben nicht so einfach abspeisen lassen!
H&K: Wie hat dir die Februar-Ausgabe gefallen?
Christian: Sehr gut, vor allem die Geschichte mit den beiden Verkäufern Klaus und Klaus. Schließlich habe ich die beiden zu Hinz&Kunzt geholt!
H&K: Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen?
Christian: Ich würde mir wünschen, dass ich möglichst lange gesund bleibe. Und dass ich irgendwann doch mal Glück habe und in meinen eigenen vier Wänden meine Ruhe finden kann.